OFDb - Warhorse One - One Mission. One Moment. One Man. (2023) (2024)

Review

von McClane

Die dritte Kooperation von Regisseur William Kaufman und seinem Star Johnny Strong nach „Sinners and Saints“ und „Daylight’s End“ war Guerilla-Filmemachen im Wald während der Corona-Pandemie: „Warhorse One“. Gleichzeitig das Regiedebüt von Strong, der sich den Credit hier mit seinem langjährigen Förderer Kaufman teilt.
Tatsächlich erscheint „Warhorse One“ auch mehr als Strong-Film, übernahm der Star doch diverse weitere Funktionen wie Drehbuch, Schnitt und Musik beim Kriegsgaul. Die politischen Ansichten des B-Actiondarstellers äußern sich gleich zu Beginn auf unfreiwillig komische Weise, wenn ein ranghoher Militär über den Abzug aus Afghanistan flucht. Drei Regierungen lang habe man den Laden zusammengehalten, die neue Regierung wolle nun Hals über Kopf abziehen – da scheint der gute Mann doch glatt vergessen zu haben, dass der Abzug der Truppen inklusive Datum von Regierung Nr. 3 beschlossen wurde. Jedenfalls wird viel über die Übersetzer und Verbündeten geredet, die man nun vor Ort zurücklässt – ein Thema, dessen sich auch „The Covenant“ und „Kandahar“ annahmen. Wobei man die einheimischen Helfer hier zwar kurz erwähnt, doch als Beispiel für die Schutzbedürftigen wird die christliche Missionarsfamilie Walters genommen.
Master Chief Richard Mirko (Johnny Strong) und seine Einheit sollen die Familie raushauen, werden jedoch auf dem Weg zum Bestimmungsort abgeschossen, was mit einem sichtlich kostengünstigen CGI-Effekte simuliert wird, wenn Mirko aus allen Wolken plumpst. Die Kameraden im Heli haben weniger Glück und gehen drauf. Das haben sie freilich mit großen Teilen der Walters gemeinsam, die von einer Taliban-Einheit angehalten und beschossen wird. Mirko erweist sich genregemäß schnell als Maverick, der die Anweisungen seiner Vorgesetzten überhört und sich eigenmächtig vom Zustand seiner Einheit überzeugen will, als noch nicht klar ist, dass es diese samt und sonders erwischt hat.

Als Mirko sich zu der Stelle durchgeschlagen hat, an der die Missionare attackiert wurden, findet er die kleine Tochter Zoe (Athena Durner) lebend vor. Er will das Kind in Sicherheit bringen, doch die Wälder sind voll von Taliban, die nach den Amerikanern jagen…
Besagte Wälder stehen eigentlich in den USA und nicht in Afghanistan, was „Warhorse One“ nicht so wirklich verbergen kann. Tatsächlich sieht „Warhorse One“ für sein Minibudget gar nicht mal so schlecht aus und versucht um aufwändige Dinge herumzufilmen. So sieht man beim Heliabschuss am Anfang nur ein paar Flammen, einen Hubschrauber gegen Ende nur aus der Ferne, um das eher mangelhafte Billig-CGI so gut es geht zu kaschieren. Wesentlich weniger glücklich sieht es beim Color-Grading aus, dass teilweise absolut in die Hose geht, sodass manche Szene trotz Location-Dreh so aussieht, als habe man das Gesicht des Hauptdarstellers vor einem Green Screen aufgenommen. Dessen Job war das Color-Grading ebenso wie die Musik – in letzterem Bereich hat er in der Vergangenheit ja schon sehr gut Hörbares produziert, in „Warhorse One“ gelingt ihm das nur in den letzten zehn Minuten. Für den Rest des Films wirkt der Soundtrack eher aufdringlich und störend, teilweise sogar unpassend.

Auch in manch anderer Hinsicht erscheint „Warhorse One“ als Erstlingswerk seines Regiedebütanten, bei dem Kaufman nur unterstützend unter die Arme griff. So ist der simple B-Actionfilm mit 125 Minuten deutlich zu lang geraten, als habe Strong sich von vielen nutzlosen Szenen nicht trennen wollen, was leider aufs Pacing schlägt. Viele der lang gehaltenen Großaufnahmen von Mirko hätte man ebenso rausschneiden können wie missratene Traumsequenz, nachdem man den Supersoldaten ausgeknockt hat. Der Plot an sich ist sonst denkbar simpel, Stoff für einen 90-Minüter, in dem der Held und seine Schutzbefohlene um ihr Leben kämpfen müssen. Hier leider nicht auf das Wesentliche verdichtet, sondern ziellos mäandernd, wobei man nie so ganz versteht, warum die Taliban es denn auf genau diesen Soldaten und dieses Mädchen so abgesehen haben, da sie diese ja bloß schnöde umbringen wollen.
Bei den Schurken handelt es sich dann um weitestgehend gesichtsloses Kanonenfutter, die Ausnahmen sind Hackfressen mit Fusselbärten und verschlagenen Gesichtern. Doch anstatt es dabei bewenden zu lassen, dass es sich dabei um Abziehbilder wie in den Patriotismusböllern der 1980er handelt, versucht sich Strongs Drehbuch an seltsamen Differenzierungen, die aber nie durchdacht sind. Der Taliban-Boss und seine rechte Hand schauen mit Abscheu auf Untergebene, die Selfies mit Leichen machen oder pädophil sind, aber mehr als ein paar abfällige Titulierungen ihrerseits sind es nicht. Mirko erklärt, dass ihm Abstammung und Religion seiner Gegner egal sind, hat aber tierischen Spaß daran „sh*theads“ umzubringen. Der Taliban-Boss behauptet, dass er ja nur aus Selbstverteidigung handele und man ihre Familien angegriffen habe, bekommt von Mirko aber erklärt, dass er andererleuts Dörfer besetze und gar nicht aus Afghanistan stamme. Der Barbarei der Gotteskrieger stellt „Warhorse One“ dann die Annäherung von Kind und Schutzengel gegenüber, die der Film aber eher formelhaft und plump runterreißt, sodass es dann eher peinlich und kitschig wirkt, wenn Zoe ihren Beschützer am Ende „Papa“ nennt.

Aber man ist ja vor allem wegen der Action da – und auch in der Hinsicht liefert „Warhorse One“ nur so halbwegs. Denn für gut zwei Stunden Film ist gar nicht mal so viel los und das Gebotene ist oft etwas gleichförmig, wenn sich Held und Schurken jeweils hinter Steinen verstecken und einander mit kurzen Salven beharken, ehe Mirko allen Übelwichten einen Kopfschuss verpasst hat. Das Waffenhandling durch Regie und Hauptrolle ist dank deren militärischer Erfahrung relativ realistisch, etwa wenn Mirko die Waffenhand wechselt, wenn er links oder rechts um ein Hindernis guckt, oder auch mal die Knarre eines getöteten Gegners nimmt, wenn die eigene leergeschossen ist. So bleiben dann einzelne Sequenzen herausragend, etwa wenn Mirko als Einzelkämpfer ein Dorf infiltriert, in dem sich die Schurken verschanzt haben, oder er von einem Felsvorsprung in den Fluss hüpft – ein via Go-Pro gefilmter Stunt, den der Hauptdarsteller offensichtlich selbst ableistete. Inszenatorisch gibt es gelegentliche, aber dann offensichtliche Mängel wie Achsensprünge.
Ein allzu facettenreicher Schauspieler ist Johnny Strong sicherlich nicht, aber ein charismatischer Stoiker und dementsprechend kauft man ihm den toughen Elitekrieger auch gut ab, gerade in den Szenen, in denen er vor allem physisch agieren muss. Doch auch die fürsorglichen Momente kriegt er überzeugend hin, wobei ihn in der letzten Sequenz noch ein Voice-Over unterstützt. Schauspieldebütantin Athena Durner muss meist das traumatisierte, in sich gekehrte Kind geben, was kein allzu anspruchsvolle Leistung ist, aber mit der wenigen Mimik gut zur Rolle passt. Der Rest vom Fest, das sind bessere Statisten, nicht der Rede wert, auch wenn Charakterkopf E.K. Spila (auch in Kaufmans „The Channel“ zu sehen) kurz zu sehen ist.

„Warhorse One“ ist für seinen Bierdeckelplot überlang, nicht auf das Wesentliche fokussiert und inszenatorisch mit einigen Makeln behaftet, denen man ansieht, dass eher Regiedebütant Strong als der erfahrene Kaufman am Ruder war. Hätte der vielleicht etwas mehr kreative Kontrolle übernommen, wäre vielleicht mehr herausgekommen als dieses unterdurchschnittliche Stück B-Action, das gegen erkennbare Vorbilder wie „Lone Survivor“ und „Tyler Rake: Extraction“ deutlich abstinkt. Da helfen auch einige gute Actionszenen nur bedingt.

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